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Abb. 1: Heinrich Schliemann (1822-1890) war weder Vater der Archäologie, noch Entdecker Trojas. Die moderne Forschung sieht ihn eher kritisch. Geleitet von Homer und Pausanias lag er sowohl in Troja als auch Mykene in seinen Datierungen deutlich daneben. Seine Egozentrik war schon zu Lebzeiten berüchtigt. (Bildquelle: Brockhaus 1892)
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Abb. 7 Deutlich gröbere Züge weist die Keramik auf, die Ausgrabungen in der Schicht Troja VIIb, also nach der Zerstörung zutage förderten. (Bildquelle: Istanbul, Archäologisches Museum)
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„Schuld“ an Schliemanns Besessenheit, die sagenhafte Metropole zu finden, war Homer (Abb. 8). Ein Autor, von dem die heutige Wissenschaft nicht einmal die genauen Lebensdaten kennt. Man geht allgemein jedoch vom 8. Jh. v.u.Z. aus. Die Vorstellung, dass es sich um einen blinden alten Dichter gehandelt habe, entspricht späteren Annahmen und ist durch nichts bewiesen. Während seine Urheberschaft für die Ilias als unbestritten gilt, kamen bei der Odyssee bereits Ende des 18. Jahrhunderts erste Zweifel auf, denen die moderne Sprachwissenschaft weitgehend folgt.
Doch fassen wir Homers Überlieferung des Trojanischen Krieges in der Ilias kurz zusammen:
Eigentlich ging alles um Helene (lat. Helena), die Frau des spartanischen Königs Menelaos. Vom trojanischen Prinzen Paris ins Auge gefasst, folgte sie ihm ins Haus des Schwiegervaters Priamos. Und der war König von Troja und als politisch weitblickender Mann so gar nicht begeistert vom Mitbringsel seines Zöglings. Die Griechen ihrerseits schworen zunächst Menelaos die Treue und daraufhin, die Stadt Troja in Schutt und Asche zu legen um die schöne Helena heimzuführen. Unter der Führung von Agamemnon, König von Mykene und Bruder des Menelaos, zog man ins Feld. Zehn Jahre Belagerung brachten wenig ein, bis Odysseus auf die Idee mit dem hölzernen Pferd kam (Abb. 9). Die Griechen täuschten eine Beendigung der Kampfhandlungen vor, zogen mit ihrer Flotte ab, allerdings nur außer Sichtweite. Zurück ließen sie besagtes Pferd, in seinem Bauch versteckt Elitesoldaten. Die Trojaner ihrerseits hielten das Ganze für eine zurückgelassene Opfergabe und schoben es siegestrunken in die Stadt hinein, wobei eigens eine Bresche in die unüberwindlichen Mauern gebrochen wurde. Auf die Warnungen von Königstochter Kassandra hörte niemand. Im Chaos der Siegesfeiern stiegen die versteckten Griechen aus dem Pferd, öffneten die Tore der Stadt, der Rest ist Geschichte. Helena übrigens wurde von Menelaos wieder aufgenommen. Bruder Agamemnon hatte da weniger Glück. Zurück in seiner Königsburg musste er feststellen, dass seine Frau Klytaimestra und ihr Verehrer Aigisthos die Macht in Mykene an sich gerissen hatten. Kurze Zeit später war der Sieger von Troja tot - der Legende nach durch den Nebenbuhler und die Ex-Frau in der Badewanne erschlagen...
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Soweit die Überlieferung. Es ist anzunehmen, dass Homer diese Geschichte nicht erfand, sondern er nur niederschrieb, was andere Dichter über Generationen hinweg erzählt hatten. Die Wissenschaft spricht in diesem Zusammenhang gerne von „oral history“ („erzählte Geschichte“).
Legen wir die ungefähren Lebensdaten des Homer zugrunde, so vergingen zwischen den tatsächlichen Kampfhandlungen um Troja VII und der Niederschrift der durch oral history überlieferten Erinnerungsfragmente rund 500 Jahre.
In diesem halben Jahrtausend zwischen etwa 1200 v.u.Z und 700 v.u.Z war das antike Griechenland von massiven Umwälzungen geprägt, sowohl in politischer, wie in sozialökonomischer und technologischer Hinsicht.
Troja VIIa ist nicht die einzige Siedlung, die in diesem Zeitraum um 1200 v.u.Z. ein Opfer von Flammen und Verwüstung wurde. In Griechenland, ja im gesamten östlichen Mittelmeerraum trifft die Archäologie auf Zerstörungen beträchtlichen Ausmaßes („Brandhorizonte“). Neben Troja wurden auch die Palastzentren Mykene und Pylos Opfer der Flammen, in Ägypten fielen die Seevölker ein, das Reich der Hethiter brach zusammen und selbst in Mitteleuropa weisen viele bronzezeitliche Siedlungen Zerstörungen auf. Vieles spricht dafür, dass dies alles Zeugen gigantischer Völkerwanderungen sind. Der häufig der ägyptischen Geschichtsschreibung entlehnte Begriff der „Seevölkerinvasion“ mag für einige dieser Zerstörungen verantwortlich sein, erklärt jedoch die Zerstörungen in Mitteleuropa nicht.
Möglicherweise hatte der Waffengang um 1200 v.u.Z. noch andere Gründe. Troja war eng verbunden mit dem hethitischen Großreich und lag relativ nahe an den Dardanellen (Abb. 10), von hier aus konnte man den Schiffsverkehr zwischen Mittel- und Schwarzem Meer überwachen. Ihren Reichtum begründete die Stadt auf der Einnahme von Wege- und Hafenzöllen. Da die Seefahrt der Bronzezeit noch nicht mit der Technik des „gegen den Wind segeln“ vertraut war, mussten Schiffe auf der Fahrt in Schwarze Meer vor Troja auf günstige Winde warten. Somit kontrollierte Troja den Seehandel und konnte ihn nach Belieben auch blockieren. Es ist nicht auszuschließen, dass während des tatsächlichen trojanischen Krieges griechische Handelsmächte versuchten, den Konkurrenten auszuschalten, um freie Fahrt zu haben. Helena - sollte es sie überhaupt gegeben haben - wäre dann nur Vorwand gewesen, um einen Krieg anzuzetteln.
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Abb. 10: Blick vom Burghügel Troja auf die nahen Dardanellen. Es ist anzunehmen, dass dieser strategische Vorteil der wahre Grund für einen Waffengang gegen die Stadt gewesen ist und Helena - wenn überhaupt - nur der Kriegsvorwand. (Bildquelle: Wikipedia)
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Die Zeit vor diesen Zerstörungen wird in Griechenland als die „mykenische Epoche“ bezeichnet, wobei der Name „Mykene“ nur namensgebend ist und nichts über die tatsächlichen Machtverhältnisse aussagt. Die Festungsanlage von Mykene war also nicht das Regierungszentrum Griechenlands (Abb. 11, 12).
In Griechenland gab es zu diesem Zeitpunkt verschiedene autonome Gebiete deren Regierungsform allen Anschein nach das Königstum war, der Herrscher wird auf Schrifttafeln jener Zeit (sog. Linear-B) als „Wanax“ bezeichnet. Zentrum dieser Territorien war in der Regel eine mehr oder weniger weitläufige und gut befestigte Palastanlage. Bedeutende Zentren sind in Mykene, Tiryns und Pylos zu finden.
Nach den Zerstörungen begann eine Epoche, die die Forschung gerne als das „Dunkle Zeitalter“ bezeichnet, entlehnt dem angloamerikanischen Begriff „Dark Age“. Diese Bezeichnung bezieht sich in der Hauptsache auf die geringe Funddichte an Siedlungen und vor allem Bestattungen.
Dennoch wäre es falsch, von „dunkel“ im gleichen Sinne zu sprechen, wie landläufig etwa vom „finsteren Mittelalter“ gesprochen wird. Während das europäische Mittelalter im Bezug auf die vorangegangene Antike tatsächlich einen technologischen Rückschritt darstellte, fällt in den Zeitraum des frühgriechischen „Dark Age“ der endgültige Übergang von der Bronze- in die Eisenzeit mit allen technologischen, vor allem waffentechnologischen Neuerungen und ihren gesellschaftlichen Folgen.
Am Ende dieses Neuanfangs stand die „geometrische Epoche“. Sie begann regional zu unterschiedlichen Zeiten um 1000 v.u.Z und endete schließlich um 700 v.u.Z. In dieser Zeit lebte wahrscheinlich Homer. Namensgebend war die vorherrschende Keramik, die sich durch geometrische Bemusterung auszeichnet und lokale Unterschiede aufweist (Abb. 13, 14, 15).
Ein archäologisch greifbarer wichtiger Unterschied zwischen geometrischer und mykenischer Zeit ist die Form der Bestattungen. Vor 1200 v.u.Z. herrschte die Körperbestattung vor, die Toten wurden in steinernen Hügeln beigesetzt. Häufig sind diese Grabhügel das einzige Monument, das von den Siedlungen aus jener Zeit übrig blieb (Abb. 16).
Bereits im Dark Age beginnend setzte sich in der Geometrie die Brandbestattung durch. Auch bei Homer werden die toten Helden verbrannt, ein Hinweis darauf, dass hier mykenische und geometrische Zeit miteinander vermischt werden.
Beobachtungen der Bestattungsdichte z.B. in Attika lassen zunächst auf eine konstante Bevölkerungszahl schließen, die bis um 800 v.u.Z. auch so blieb. Danach aber steigt die Zahl der Bestattungen, ergo auch der Bevölkerung sprunghaft an. Dabei ist zu bemerken, dass in diesem Zeitraum auch die Form der Landwirtschaft Veränderungen unterworfen ist. Herrschte zunächst die Viehzucht vor, so setzte sich nun der Ackerbau durch um schließlich zu dominieren, es scheint eine Urbanisierung (Verstädterung) einzutreten, die die Versorgung von mehr Menschen auf weniger Raum nötig machte (Abb. 17).
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Abb 16: Auch hier irrte Schliemann: Diesen Grabhügel in Mykene ordnete er Agamemnon zu. Die auch als Schatzhaus des Atreus bekannte Anlage ist jedoch deutlich älter (16. Jh. vuZ). (Bildquelle: Rainer Strahler via WDR-Fotoalbum)
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Ein gutes Beispiel ist die Erwähnung der Stadt Korinth in der Ilias. Homer nennt sie neben anderen Teilnehmern an der Strafaktion gegen Troja, bezeichnet die Handelsmetropole am Isthmos als das „reiche Korinth“ (Abb. 18) und - in der Tat - zu mutmaßlichen Lebzeiten Homers trifft diese Beschreibung auch zu. Vor allem die günstige geographische Lage begünstigte den Fernhandel nach Italien und in den Nahen Osten und hatten die Stadt binnen Kurzem in eine blühende Metropole verwandelt. In der Zeit des trojanischen Krieges hingegen war Korinth unbedeutend. Nur wenige archäologische Zeugnisse belegen eine bronzezeitliche Besiedlung, von einer imposanten Festungsanlage ganz zu schweigen.
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Zu den vielen offensichtlich nicht in mykenischer Zeit beheimateten Vorgängen zählt eine in Ilias 18, 497ff beschriebene Szene, die einen Streit um Schadenersatz beinhaltet. Vor dem versammelten Volk auf der Agora behauptete die eine Seite, das Sühnegeld für einen erschlagenen Mann bezahlt zu haben, die andere Partei hingegen will keine „müde Drachme“ gesehen haben. Derartige Rechtsprechungen in der Öffentlichkeit mit Schlichtern und Richtern kannte man im antiken Griechenland tatsächlich, aber auch sie sind ein Phänomen der demokratischen Stadtstaaten. In der Zeit um 1200 v.u.Z. galt in den Palästen der mykenischen Zeit allein das Wort des Königs, des „Wanax“.
Die Epen heben immer wieder das Volk der Phoiniker (Phönizier) als ausgesprochen eifrige Händler hervor. Das stimmt, tatsächlich war dieses ursprünglich im Libanon beheimateten semitische Volk für seinen Fernhandel ebenso berühmt wie berüchtigt. Aber auch hier erkennen wir Homer und seine Zeit, denn als Glanzzeit des phönizischen Handels gilt die Epoche zwischen 900 und 700 v.u.Z., deutlich nach der Zerstörung Trojas und zeitgleich zur Entstehung von Ilias und Odyssee.
Die immer wieder erwähnte Führungsrolle Spartas birgt ebenfalls Stoff zum Nachdenken. Im mutmaßlichen Zeitraum um 1200 v.u.Z. konnte Sparta keine Rolle spielen, es entstand erst um 1050 als Zusammenschluss mehrerer Orte. Zu Homers Lebzeiten allerdings war es bereits eine lokale Großmacht.
Die Frage nach der Dauer der Kämpfe wirft Zweifel auf. Homer spricht von zehn Jahren, doch es steht zu bezweifeln, ob ein loser Bund agrarwirschaftlich geprägter Stadtstaaten bzw. Palastkulturen logistisch und innenpolitisch fähig gewesen wäre, eine solch' lange Zeitspanne durchzustehen, ohne selbst bleibenden Schaden zu nehmen. Wir sprechen von der Zeit um 1200 v.u.Z. Während die mykenischen Griechen demnach gerade zehn Jahre damit beschäftigt waren, gegen Trojas Mauern anzurennen, ging in ihrer Heimat eine Siedlung nach der anderen in Flammen auf. Selbst die Heimstadt des Anführers Agamemnon, das stolze Mykene, ereilte bekanntlich ein ähnliches Schicksal wie Troja.
Bei Homer kämpfen die Helden mit Waffen aus Bronze. Gleichzeitig aber benutzen die Handwerker Werkzeuge aus Eisen, ebenfalls eine Vermischung und zudem eine Unlogische. Wurde doch eine neue Metalllegierung zu allererst grundsätzlich in der Waffentechnik eingesetzt und erst später auch zivilen Nutzungen zugeführt.
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Eine Vermischung der Zeitebenen trifft auf die Art der Kämpfe zu. Zwar tun sich die Helden in Einzelkämpfen hervor, doch kommt es auch immer wieder zu Scharmützeln ganzer Truppenteile. Griechen wie Trojaner rücken in der Art der „Phalanx“ vor (Abb. 19). Diese Ordnung im Gefecht basiert auf dem Schutz des Nebenmannes durch den Nebenmann. Die Schlagkräftigkeit der Phalanx beruht auf ihrer Geschlossenheit. Sie spiegelt auch die gesellschaftliche Ordnung der Stadtstaaten wieder: Gleichberechtigte Bürger sind auch in die Schlacht einander gleichgestellt. Das Heroentum des trojanischen Krieges war hier nicht nur fehl am Platze. Sonderaktionen selbstverliebter Einzelkämpfer würden eine Phalanxordnung eher stören und das gesetzte gemeinsame Ziel möglicherweise sogar untergraben (Abb. 20).
Damit ist nicht gesagt, dass auch in der Zeit des Homer gewonnene militärische Leistungen Einzelner nicht etwa honoriert worden wären.
Die Phalanx jedoch ist die Kampfweise der Stadtstaaten und dies vor allem in ideologischer Hinsicht: Will sagen, die gleichberechtigten Mitglieder der Polis boten in dieser Kampfformation einander Schutz und gelangten nur gemeinsam zum Erfolg.
Streitwagen (Abb. 21) nehmen in der Ilias einen breiten Raum ein. Jedoch scheinen sie Homer nur als Fortbewegungsmittel bekannt zu sein. Der Held stand auf seinem Wagen, um mit ihm zur Schlacht zu fahren. Er erledigt seine Arbeit, zumeist auch seinen Gegner und fährt dann wieder weg. In mykenischer Zeit jedoch waren Streitwagen wahre Kampfmaschinen, zumeist besetzt von einem Lenker und mindestens einem Bogenschützen. Die Räder bespickt mit Messern schlugen sie tödliche Breschen in die feindliche Infanterie. Dies gilt umso mehr für den vorderasiatischen Raum, denn Troja war ja, wie bereits erwähnt, mit großer Wahrscheinlichkeit eher hethitisch denn griechisch geprägt.
Zur Zeit Homers war die leichte Kavallerie Hauptwaffe der adligen Oberschicht. So ist kaum verwunderlich, dass es in der Ilias Szenen gibt, in denen der Autor dem Streitwagen Eigenschaften der Kavallerie zu spricht. So springt er beispielsweise über Gräben Wir müssen also davon ausgehen, dass Homer die Rolle des Streitwagens im konkreten Kampfeinsatz unbekannt war, aber mit der Kampftechnik der Kavallerie vertraut war.
Schließlich sind noch die bei Homer häufig angesprochenen „Dreifüße“ (tripodos) zu nennen (Abb. 22). Ursprünglich gedacht als Haushaltsgeräte zum Erwärmen von Wasser über Feuer wurden sie im homerischen Griechenland zu Kultgegenständen und vor allem Kampfpreisen. Mit der Anzahl in Besitz eines Mannes stieg dessen Bedeutung, oder umgekehrt. Gewonnene Dreifüße als Votivgaben gingen zuhauf in den Besitz von Heiligtümern wie Olympia und angeblich soll die weissagende Pythia in Delphi von einem Dreifuß aus ihre Weisheiten verbreitet haben. Auch waren sie begehrte Gastgeschenke und vor allem ein Phänomen der geometrischen Zeit, also nach der Zerstörung Trojas.
Abschließend lässt sich also sagen, dass die von Homer in der Ilias geschilderte Gesellschaft eine künstliche vom Autor und seinen Vordenkern geschaffene Welt darstellt.
Eine Gesellschaft, in der ein Odysseus, ein Achilles und Hector kämpften, hat es so nie gegeben. Ihre künstliche Welt setzt sich zusammen aus fragmentarischen Erinnerungen an eine diffuse und heroisch verklärte Vergangenheit und die realen Lebensumstände des Homer.
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Abb 19: Vorrückende Truppen in Phalanx-Ordnung (Bildquelle: Perseus-Projekt)
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Abb 20:Achilles tötet Memnon. (Bildquelle: Rijksmuseum van oudheden, Leiden)
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Abb. 21: Ein hethitischer Streitwagen, Zeichnung nach einem ägyptischen Relief. (Bildquelle: Paul Volz, Die biblischen Altertümer (1914), 514)
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Abb 22: Dreifüße waren so wertvoll, dass man sie selten in Gräbern antrifft. So finden sich zahlreiche aus Ton gefertigte Exemplare als Beigaben. Keramische Nachbildung, attisch mittelgeometrisch um 850 v.u.Z., Staatliche Antikensammlungen München Nr. 7645 (Bildquelle: Wikipedia)
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Genau betrachtet sind die Helden von Ilias und Odyssee ebenso Traumgestalten wie ein Winnetou und Old Shatterhand eines Karl May, dessen Vorstellungen vom Wilden Westen bekannterweise auch Fiktion waren, den realen Wilden Westen sah May erst in hohem Alter.
Somit entspringen auch Schliemanns Vorstellungen, die ihn bei den Grabungen und deren Interpretation leiteten, einer naiven und idealisierenden Traumwelt vom antiken Griechenland.
Aber das galt nicht nur für Schliemann, denn die beginnende Archäologie des 19. Jahrhunderts war ein Kind dieses als klassizistisch zu bezeichnenden Geschichtsbildes. „Die Alten“, wie damals antike Autoren gerne voller Ehrfurcht genannt wurden, waren über jeden Zweifel erhaben, denn die Antike selbst war zu einer utopischen Traumwelt geworden. Damals, so glaubten selbst ernstzunehmenden Wissenschaftler, waren die Menschen freier, ihre Gedanken aufgeklärter und Helena sowieso die schönste Frau der Welt. Das mag an eine Bemerkung von Peter Ustinov erinnern, der angesichts einer Miss World Wahl schlicht bemerkte: „Jeder kennt eine Schönere...“
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