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Maimonides – mehr als ein mittelalterlicher Gelehrter

Eigentlich hieß er Rabbi Mosche ben Maimon, doch auch die Abkürzung „Rambam“ findet immer wieder Erwähnung.

Bekannt wurde er unter dem Namen „Maimonides“. Geboren 1135 in Cordoba, gestorben 1204 in Kairo, beerdigt in Tiberias.

Dem Ereignis seines nunmehr 800. Todestages gedachte die Knesset am 23.02. 2004 in einer feierlichen Stunde. Anwesend waren neben Israels Präsident Moshe Katzav, Premierminister Ariel Sharon, dem Bürgermeister von Tiberias weitere Mitglieder des Parlamentes und geladene Gäste. Genau genommen fand die Feier um 10 Monate zu früh statt, denn der große Gelehrte starb am 13.12.1204 bei Kairo (geboren 30.03.1135). Allerdings ist man sich bei dem genauen Sterbedatum nicht mehr so ganz sicher.

Rabbi Mosche ben Maimon (1135 - 1204) gilt vielen noch heute als wichtigster jüdischer Gelehrter, Foto: people.bu.edu

Maimonides people.bu.edu

Nicht nur für die jüdische Geschichte war dieser Mann von großer Bedeutung. Allgemein hin wird in ihm einer der größten Ärzte des europäischen und orientalischen Mittelalters gesehen. Viele seiner Erkenntnisse waren in der damaligen Zeit bahnbrechend, was auch für seine physikalischen Forschungen und philosophischen Erkenntnisse galt und gilt. Als Maimonides 1135 in Cordoba geboren wurde, war die iberische Halbinsel unter osmanischer Herrschaft. Zwar wurden Juden wie Christen unter der damaligen islamischen Herrschaft geduldet, doch die in Spanien herrschenden Almohaden taten sich durch eine besonders fanatische Auslegung des Korans hervor. Vor allem Juden wurden misstrauisch betrachtet und letztlich auch verfolgt.. Als er dreizehn Jahre alt war, flüchtete seine Familie zunächst nach Marokko, eine wahre Odyssee durch Nordafrika und Palästina folgte. Schließlich ließ Mosche ben Maimon sich in Ägypten nieder, wo er als Rabbiner der jüdischen Gemeinde von Fostat (bei Kairo) vorstand. Von seinem ärztlichen Können erfuhr auch der herrschende Sultan Saladin, der ihn zu seinem Leibarzt machte. Als besonders innig wird seine Beziehung zu Sultan Alafdhal, Sohn Saladins, beschrieben. Überliefert ist die Einleitung einer Studie zum Thema der Zeugungsfähigkeit, denn Alafdahl litt offenbar an mangelnder männlicher Potenz. Maimonides schreibt ganz offen: „seine Majestät hat mir befohlen, eine Abhandlung zu schaffen, die ihm behilflich sein könnte, seine Geschlechtskräfte zu mehren, da er in dieser Hinsicht einige Schwierigkeiten hatte. Er ist über die Schwäche seines Fleisches bestürzt und wünscht seine Manneskraft zu mehren, da die Zahl seiner Sklavinnen zunimmt.“ Auch über die Sexualität der (jüdischen) Schriftgelehrten machte er sich Gedanken: „der Gelehrte soll nicht dem Hahne gleich stets bei seiner Gattin sein, sondern seine ehelichen Verpflichtungen in der Freitagnacht erfüllen. Das Weib darf zu dieser Zeit nicht im Schlafe liegen“.

Für das Judentum ist Maimonides ein herausragender Gelehrter des Mittelalters, wenn nicht gar einer der bemerkenswertesten Gelehrten jüdischer Theologie überhaupt.

Als wichtigstes Werk müssen wir den Gesetzes-Kodex Mischna Thora (Wiederholung der Lehre), auch bekannt als Ha Jad Ha Chasaka (die starke Hand) benennen. Es entstand zwischen ca. 1170 und 1180 und ist ein Versuch, den innerjüdischen Konflikten der damaligen Zeit ein Ende zu setzen. Diese Zerstrittenheit beklagt er mit folgenden Worten: „Wisse, dass die Ausleger der Thora verschiedene Meinungen über die Seligkeit haben, welche die Menschen infolge der Erfüllung der uns durch unseren Lehrer Mosche überlieferten göttlichen Gebote zu erwarten haben, und über die Strafe, deren wir bei Versündigungen gewärtigt sein müssen“ (Sanhedrin X 1). In insgesamt 14 Büchern beschreibt er bindende Gesetze für die Form des Gottesdienstes, die Ehe, Landwirtschaft, Reinheitsgebote und legt Prozessordnungen vor. Maimonides schließt mit einem Ausblick auf die messianische Zeit. In einem Satz könnte man zusammenfassend sagen: Das Judentum beginnt mit der Gotteserkenntnis und endet mit der Erfüllung des messianischen Reiches. Er formuliert 13 Glaubenssätze, die noch heute Bestandteil des jüdischen Morgengebetes sind. Auffällig ist, dass diese keinerlei dogmatischen Charakter haben, jedoch, so formuliert Maimonides selbst, jeder Jude sie anerkennen müsse, wolle er die seelische Stufe der Unsterblichkeit erlangen. Diese, wie auch seine Einleitung zu den „Sprüchen der Väter“ und die „acht Kapitel“ wurden in arabischer Sprache verfasst, die hebräische Übersetzung folgte später.

Seine philosophischen Gedanken finden sich im „Führer der Schwankenden“ wieder, das wohl um 1185 beendet wurde. Deutlich lassen sich Parallelen zu Aristoteles ausmachen, die die Sittlichkeit einer intellektuellen Vollkommenheit unterordnet. Während der antike Philosoph einen unpersönlichen G-tt postuliert, geht Maimonides jedoch von einem persönlichen und realen G-tt aus, der aus freiem Willen das Universum geschaffen hat.

Maimonides starb vor 800 Jahren im Jahre 1204 – der Legende nach wurden seine sterblichen Überreste nach Tiberias überführt, wo er auch bestattet wurde. Er soll selbst den Ort seines Grabes bestimmt haben, im Heiligen Land wollte er die letzte Ruhe finden. Beweisbar ist das nicht, aber naheliegend. Die Stadt am Westufer des Sees Genezareth war vom 3.Jh. an Sitz des rabbinischen Patriarchats, hier entstand der palästinensische Talmud.

Seine Bedeutung bis in unsere Zeit hinein zeigt sich allein darin, dass im jemenitischen Kaddisch sein Name Erwähnung findet. Und man sagt nicht umsonst:

„Vor (dem biblischen) Mosche bis Mosche (ben Maimon) stand keiner auf wie Mosche“

(Rüdiger Heinrich)