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Die Schriften schließlich erreichten wohl nur einen geringen Teil der Bevölkerung. Dabei musste die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Bevölkerungsschicht nicht unbedingt ausschlaggebend sein. Ich spreche in diesem Zusammenhang gerne von „klugen Sklaven und dummen Reichen“ und verweise auf das satirische Meisterwerk „Gastmahl bei Trimalchio“ des Petronius. Die darin beschriebene Halbbildung des Gastgebers ist legendär und braucht den Vergleich zur Moderne nicht zu scheuen. Eine nicht unerhebliche Zahl von (zumeist griechischen) Schriftgelehrten fristete ihr Dasein als Hauslehrer reicher Römer und hatten gleichzeitig den Status von Sklaven. Schriftliche Propaganda war entsprechend selten. Zu nennen wären in jedem Falle der „gallische Krieg“ Cäsars und die „Res Gestae Divi Augusti“, eine Art „Autobiographie“ des Augustus. Vom Herrscher offenbar selber verfasst wurden die Originale auf zwei Stelen vor dem Augustus-Mausoleum in Rom auf sein testamentarisches Geheiß hin im Jahr 14 uZ errichtet. Kopien gab es in vielen größeren Städten des Imperiums, bis in die Moderne erhalten sind nur wenige, darunter eine lateinisch-griechische Version am Tempel des Augustus und der Roma im türkischen Ancyra, dem heutigen Ankara. Es ist wichtig anzumerken, dass es ein „Kaiserreich“ de jure unter Augustus und seinen Nachfolgern nicht gab. Die Republik existierte auf dem Papier weiter und der Caesar Augustus (alle nachfolgenden Kaiser trugen diese beiden Namen) bekleidete immer auch das republikanischen Amt des Konsuls. Als (theoretisch gleichberechtigter) zweiter Konsul amtierte entweder ein Getreuer des faktischen Alleinherrschers oder gleich sein designierter Nachfolger. Infolge der vielfach in der Forschung beschriebenen augusteischen Herrscherpropaganda lief vor allem die Münzpropaganda zu Hochtouren auf, als Julius Cäsar 44 vuZ ermordet wurde. Ein astronomischer Zufall kam dabei nur zu gelegen. Verschiedenen Autoren zufolge erschien während der Leichenfeiern für den Gemeuchelten über dem Himmel von Rom ein heller Komet. Die astronomische Zuordnung ist eindeutig und da Kometen - im Gegensatz zu hellen Boliden etwa - kein lokales Ereignis darstellen, kann er durch korrespondierende Beobachtungen aus dem alten China bestätigt werden. Die Bedeutung des in der Forschung als Sidus Iulium bekannten Kometen fasste am besten Plinius zusammen: „In seinem Inneren war er (Augustus) mit Freude davon überzeugt, dass der Stern für ihn aufgegangen sei, und dass er mit ihm aufgehe … zum Heile der Welt“ (naturalis historia 2,94). Es wurde verbreitet, dass die Himmelserscheinung Beweis für die Göttlichkeit des Julius Cäsar sei, „Divus Julius“ wurde auf zahlreichen posthumen Porträts fortan mit einem (Schweif-) Stern dargestellt. Interessanterweise findet hier eine Positivierung der Bedeutung von Kometensichtungen statt. Waren sie zuvor - und häufig auch später - Vorboten großer Unglücke, ist der Komet von 44 vuZ ein Zeichen der Göttlichkeit und Hinweis auf die Divinisierung. |
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Selbstverständlich fiel der Ruhm des nunmehr göttlichen Stiefvaters auf Octavian zurück. In der Propaganda trägt er den zusätzlichen Titel eines „Divi Filius“, also Sohn des Göttlichen (Cäsar). Wir finden diese offizielle Bezeichnung sowohl auf Münzen, als auch auf Bauinschriften, so etwa der Basis des Gnomons der „Sonnenuhr des Augustus“. Der als Schattenwerfer benutzte ägyptische Obelisk befindet sich heute wenige Meter vom tatsächlich Standort entfernt auf der Piazza di Monte Citorio vor dem italienischen Parlament. Um die Senats-Erscheinung der Vergottung des ehemaligen „Diktators auf Lebenszeit“ zu untermauern, wurde auf dem Forum Romanum zusätzlich ein Tempel errichtet und konsequenterweise diese Bautätigkeit via „Medium Münze“ im gesamten Imperium verbreitet. |
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Um die Nachfolge Cäsars entbrannte ein neuer Bürgerkrieg. Zunächst wurden die Mörder, die bekannterweise die alte Republik wieder herstellen wollten, durch Octavian und den Cäsargetreuen Marcus Antonius verfolgt und auch besiegt. Danach fielen die ehemaligen Verbündeten über einander her. Und beide sahen im Kometen das Zeichen ihrer Legitimität und verwendeten ihn folglich in ihrer Propaganda. Pech für Marcus Antonius, die Schiffe, die der Stern des Julius Cäsar zum Sieg leiten leitet sollte, wurden vor Actium im Jahre 31 vuZ versenkt. |
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Beginnend mit dem Konflikt zwischen Marius und Sulla zu Beginn des ersten Jahrhunderts vuZ, über die Auseinandersetzungen zwischen Cäsar und Pompeius bis zum Machtkampf zwischen Augustus und seinem Widersacher Marcus Antonius - Generationen von Römern kannten nur den Krieg, der sich nicht nur auf die Hauptstadt konzentrierte. Freilich ist anzumerken, dass sich die „Pax Romana“ nur innenpolitisch auswirkte. An den äußeren Grenzen ging die Expansion weiter, wenn auch nach der Katastrophe der Varus-Schlacht im Jahr 9 uZ mit weniger Elan. Es ist nicht weiter verwunderlich, dass dieser - letztendlich in heutigen Geschichtsbüchern noch immer anzutreffende - Mythos des „Friedensbringers Augustus“ und der „guten alten Zeit“ durch die direkten Nachfolger des julisch/claudischen Kaiserhauses gepflegt wurde. Das Symbol des Sidus Iulium als Zeichen für die Göttlichkeit des Kaisers und die (innenpolitische) Friedfertigkeit und Stabilität seiner Regierung findet sich immer wieder. Interessanterweise in sehr zurückhaltender Weise beim direkten Nachfolger Tiberius, wobei die Gründe wohl eher im persönlichen Verhältnis des neuen Kaisers zu seinem Vorgänger zu suchen sind. Menschlich nachvollziehbar versuchte er, sich von Augustus abzuheben. Allerdings ließ auch Tiberius seinen Vorgänger zum Gott erklären, zum „Divus Augustus“, als deutliches Zeichen in der Münzpropaganda trugen fortan posthume Porträts des ersten römischen Kaisers den Stern, der zuvor nur Julius Cäsar vorbehalten war. |
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Ein Himmelsereignis, das diese Göttlichkeit bestätigen hätte können, fand nicht statt. Angesichts der Bedeutung des Augustus auch nach seinem Tod wäre diese in aller Breite von den Chronisten erfasst und überliefert worden. Allerdings erschien vor dem Senat ein Augenzeuge, der in allen Einzelheiten die Himmelfahrt des Augustus beschreiben konnte und so der Divinisierung auch juristisch den Weg bahnte. Anders ausgedrückt: Die Sterndarstellungen auf Münzen des Tiberius hatten - im Gegensatz zu 44 vuZ - keinen astronomischen Hintergrund. Aus dem Sidus Iulium war mittlerweile ein allgemein gültiges Symbol für Göttlichkeit geworden. Der bereits in römischer Zeit verschrieene Tiberius-Nachfolger Gaius griff zunächst nach der Kaiserkrone und später auch nach der eigenen Göttlichkeit. Zeitgenossen und der Geschichte besser bekannt als Caligula („Stiefelchen“) regierte er nur kurz, aber zwischen 37 und 41 uZ entstanden Prägeserien, die diesen Anspruch untermauerten. Auch hier ist es wichtig anzumerken, dass zu Caligulas' Regierungszeit kein überliefertes astronomisches Ereignis bekannt ist, welches die Divinisierung des (noch) lebenden Herrschers in den Augen der Römer hätte nachvollziehbar erscheinen lassen. Mit Caligulas Anspruch auf die eigene Göttlichkeit stellte er sich in eine Linie mit Divus Iulius und Divus Augustus. Um dies zu untermauern verwendete er das „neue“ Bildchiffre des Sterns. Freilich war die Herrschaft des Caligulas weder in Länge noch Bedeutung vergleichbar mit jener des Augustus. Aber der Rückgriff ist unübersehbar, was auch mit der Tatsache zu tun hatte, dass Caligula weniger Berührungsprobleme mit Augustus hatte, als dessen direkter Nachfolger Tiberius. |
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