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Weltuntergang 2012 - Eine kurze Geschichte der Apokalypsen

Teil II: Von 1918 bis 2013

Während in bestimmten Kreisen sowohl der Untergang der Titanic 1912 als auch der Erste Weltkrieg von 1914 bis 1918 dem Halleyschen Kometen als Vorzeichen des Weltunterganges in die Schuhe geschoben wurden, war es in der Folgezeit zunächst erstaunlich ruhig. Daran änderte auch das sich rasch ausbreitende Massenmedium „Radio“ wenig.

Zwar hatten die „Zeugen Jehovas“ für 1925 ihr Armageddon wieder einmal herauf beschworen, doch auch diesmal warteten die selbsternannten Auserwählten vergeblich auf den martialischen Endkampf, den Johannes in seinen Offenbarungen beschworen hatte. Um so erstaunlicher, als dass die Weisen der umstrittenen Religionsgemeinschaft offenbar nicht fähig waren, die wahre Apokalypse für sich und viele andere Menschen vorher zu bestimmen. Gemeint sind die Verbrechen der Nationalsozialisten, mündend in den Todeslagern von Auschwitz und Treblinka. Auch „Zeugen Jehovas“ waren vielfache Opfer von Rassenwahn und Minderheitenhass im nationalsozialistischen Deutschland.

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Ein Jahr vor der Armageddon-Vorhersage, im Jahr 1924 veröffentlichte David Davidson sein Buch „The Great Pyramid, it's Divine Message“ (Die große Pyramide, ihre göttliche Botschaft). Hierin behauptete er, die ca. 2620-2500 vuZ erbauten großen Pyramiden von Gizeh seien mitnichten nur Grabmäler ihrer Namenspatrone. Vielmehr enthielten sie zahlreiche zu entschlüsselnde Botschaften für nachfolgende Generationen. Eine der Aussagen, die Davidson glaubte, entdeckt zu haben: Die Welt würde im Jahr 1953 untergehen. Es ist nicht bekannt, wie der 1956 verstorbene schottische Ingenieur reagierte, als seine Vorhersage sich als weitere Fehlinterpretation entpuppte.

Die imposanten Pyramiden von Gizeh mussten nicht erst seit Davidson für absurde Interpretationen herhalten. Und auch heute sind sie ein beliebtes Thema pseudowissenschaftlicher Betrachtungen (Bildquelle: wikimedia).

001672 Gizeh-Pyramiden (wikimedia)
Smyth, Charles Piazzi (1819-1900)

Smyth, Sohn des Astronomen William Henry Smyth und benannt nach seinem Taufpaten, dem Sternforscher Giuseppe Piazzi, war selbst Professor in Edinburgh und gilt als ein Pionier der Astrofotografie (Bildquelle: wikimedia).

Die exorbitant gelegenen Pyramiden von Gizeh waren seit je her Anlass für Theorien der wildesten und absurdesten Art. Sie brachten bereits den an für sich begnadeten Astronomen Charles Piazzi Smyth (1819-1900) zu dem Irrglauben, dass für die Welt im Jahr 1960 das letzte Stündlein geschlagen hätte. Es muss fairerweise angemerkt werden, dass Smyth selber von seiner Theorie wieder Abstand nahm, nachdem er auch die Pyramide des Djoser in Sakkara (um 2670 vuZ) in seine Berechnungen mit einbezog. Sie brachte sein Rechenmodell zum Einsturz.

Ähnlich dem Kometen Halley entfachte im Jahr 1973 Kohoutek (Periheldurchgang 28. Dezember 1973) in bestimmten Kreisen Untergangserwartungen, auch wenn in der breiten Öffentlichkeit eher die imposante Erscheinung des Kometen im Vordergrund stand. Einige evangelikale Gruppen, die bis heute gerne das Schicksal der Welt mit jenem des Staates Israel in Verbindung brachten, sahen im arabischen Überfall (Oktober 1973), besser bekannt als „Yom-Kippur-Krieg“ eine deutliche Bestätigung.

Den Vogel indes schoss der US-amerikanische Sektenführer David Berg alias Moses David ab. Der für freie Liebe plädierende Berg prophezeite, Kohoutek würde im Gebiet der USA aufschlagen und folglich alles vernichten. Das einzige, was aufschlug, war jedoch die Polizei, die Berg wegen Pornographie und Sex mit Minderjährigen verhaftete. Danach verschob er die Apokalypse auf das Jahr 1993...

Moses David mit Jüngerinnen (wikimedia)

Für seine Jüngerinnen ein Prophet der Hippie-Generation, für seine Gegner ein sexsüchtiger Spinner: David Berg war der Ansicht, nach dem Yom-Kippur-Krieg sei Schluss mit lustig (Bildquelle: wikimedia).

Mag man über David Berg und sein bizarres Auftreten noch lächeln, so mündeten die Untergangsvisionen von Jim Jones in ein grauenhaftes Ende. Der als paranoid geltende Sektenführer war mit seiner Gemeinschaft „Volkstempel“ nach Britisch-Guayana ausgewichen, als er in das Visier US-Amerikanischer Bundesbehörden geriet. Doch auch dort liess man ihn - zu Recht - nicht in Ruhe. Nachdem in Medien bekannt wurde, dass es auf dem Territorium der Sekte zu massiven Menschenrechtsverletzungen gekommen war, erhielt Jones erneut Besuch von US-Strafverfolgern. Er befahl 1978 den Massenselbstmord der gesamten Gemeinschaft. Über 900 Menschen starben, die Meisten von ihnen durch Gift, viele wurden erschossen, als sie sich weigerten, den Phantasien ihres Führers zu folgen.

Der Staat Israel musste einmal mehr für den Weltuntergang herhalten, als der US-amerikanische Evangelist Bill Maupin für den 30. Juni 1981 das Ende prophezeite. Seiner Sekte „Lighthouse Gospel Tract Foundation“ verkündete er nach dem Fehlschlag, Schuld daran, dass die Offenbarungen des Johannes noch nicht eintreten, sei der im gleichen Jahr abgeschlossene Friedensvertrag zwischen Israel und Ägypten gewesen. Immerhin, so der in Israel selbst als „unerwünschte Person“ geltenden Prediger, hätte Israel mit der Räumung des Sinai Teile des Heiligen Landes an Ungläubige verschachert. Einer der wenigen Momente, in denen fundamentalistisch Christen und national gesinnte israelische Siedler einer Meinung waren.

Malgo, Wim, atomares Feuer (ebay)

Ein von Radioprediger Wim Malgo veröffentlichtes Untergangsszenario (Bildquelle: Ebay).

In diese Liste von „Vorhersagen, die die Welt nicht braucht“ gehören auch jene des Radiopredigers Wim Malgo, dessen Programm „Mitternachtsruf“ in den 1980er Jahren hauptsächlich über Radio Luxemburg ausgestrahlt wurde. Im Jahr 1982 schlug der von ihm angesagte Untergang fehl, nach eigener Aussage, weil die israelische Armee sich im Libanonkrieg nicht gerade mit Ruhm bekleckert hatte. Aber auch 1988, dem 40. Jahrestag der israelischen Staatsgründung, wollte man in Israel selbst lieber feiern als auf den von Malgo erneut vorhergesagten großen Knall zu warten.

Malgo, Wim (ejfelikialtas.hu)

Vorhersagen, die die Welt nicht braucht: Malgo bei der Arbeit (Bildquelle: Mitternachtsruf).

Der im gleichen Zeitraum aktive Sektenführer Bhagwan sparte ebenfalls nicht mit düsteren Prognosen, die sich zwischen 1984 und 1999 ereignen sollten. Alle großen Städte würden durch Erdbeben, Vulkanausbrüche und Flutwellen (unzutreffendes streichen) von der Erde getilgt, überleben nur diejenigen, die an ihn und seine Prophezeiungen glaubten. Wie auch David Berg, so landete Bhagwan im US-Knast. Diesmal nicht wegen sexueller Ausschweifungen, sondern wegen Verstöße gegen das Einwanderungsgesetz und Steuerhinterziehung.

Maria Devi Christos (Sektenwebseite usmalos.com)

Dass die Welt am 24. November 1993 untergehen würde, glaubte zumindest die in der Ukraine wirkende Russin Marina Cviguna. Ihre Anhänger bezeichnen sie als Maria Devi Christos und sind fest überzeugt, dass sie vom Sirius stammt und die fleischgewordene Wiedergeburt des Messias und der Mutter Maria ist. Ihr äußerliches Auftreten ist eine abenteuerliche Mischung als orthodox-russischen und altägyptischen Elementen. An besagtem Tag, so Cviguna, hätte eigentlich die „Galaktische Föderation des Lichts der Grossen Mutter“ die Macht übernehmen sollen. Einen Strich durch die Rechnung machten ihr dummerweise russische und ukrainische Sicherheitskräfte. Nachdem bekannt wurde, dass sich zahlreiche Anhänger mittels Selbstmord - die Rede war laut russischen Medien von etwa 500.000 Menschen - der Machtübernahme anschliessen wollten, einige Fanatiker gar die grosse Sophienkathedrale in Kiew besetzt hatten, wurde dem Spuk ein Ende gesetzt, der weibliche Messias verschwand für vier Jahre im Arbeitslager, ihr Ehemann sieben Jahre und auch der von ihr ernannte Erzbischof kam nicht ungeschoren davon. Mittlerweile wartet der weibliche Messias noch immer auf das Signal vom Sirius, die Erde zu übernehmen und kommuniziert dabei in ihrer Muttersprache, denn Russisch ist die „kosmisch universelle Sprache“, die einzige, die im gesamten Universum verstanden wird.

Sektenführerin Cviguna als Mischung zwischen Jungfrau Maria, Isis und wer-weiß-noch (BIldquelle: Sekten-Webseite).

 

 

Konnte ein tragisches Ende der Fanatiker um Cviguna noch abgewendet werden, mündete der Sirus-Glaube der Sekte der Sonnentempler in eine Katastrophe. Sirius als hellste Fixstern am Himmel hat die Menschheit seit jeher begeistert, in vielen antiken Kulturen, etwa der ägyptischen, spielte der Hauptstern im Canis Maior eine grosse Rolle. 1994 prophezeiten die Sektenführer Joseph Di Mambro und Luc Jouret den Weltuntergang und versprachen ihren Anhängern, sie würden diesen als Geistwesen überleben und sich auf Sirius neu ansiedeln. Voraussetzung sei jedoch der Freitod, den 53 Menschen auch umgehend wählten, ebenso, wie weitere 16 ein Jahr später. Erst die zweite Todeswelle machte deutlich, dass hier nicht religiöser Fanatismus am Werke war, sondern ein brutaler Machtkampf und handfeste finanzielle Interessen innerhalb der Sekte. Viele der Selbstmorde entpuppten sich als eiskalte Tötungsdelikte und Sirius war nur ein Vorwand.

Vermutlich sehr ernst nahm der US-amerikanische Prophet Marschall Applewhite seine Prophezeiung, als 1997 Hale-Bopp am Himmel erschien. Der harte Kern seiner Sekte „Heaven's Gate“, 39 Menschen an der Zahl, begingen Selbstmord, um sich auf die Rettung durch ein Raumschiff vorzubereiten, dass sich im Kometenschweif verbarg.

Mit grossen Schritten nähern wir uns der zweiten Jahrtausendwende christlicher Zeitrechnung. War im Jahr 1000 die Zahl der Prophezeiungen noch überschaubar, sorgten zur Jahresende 1999/2000 Globalisierung, die hohe Mediendichte und nicht zuletzt das aufstrebende Internet für eine solche Flut an Untergangphantasien, dass es unmöglich ist, ihnen allen in einem kurzen Abriss Gerecht zu werden. Beruhigend ist hingegen, dass viele Vorhersagen leicht widerlegbar waren. Viele waren nur peinlich und lediglich zum Fremdschämen geeignet. Im Gegensatz zu den Tragödien der letzten aufgezeigten Weltuntergänge entstand häufig nur ein Rauschen im (Boulevard-) Blätterwald, auf einschlägigen esoterischen Internetseiten oder hinlänglich bekannten Privatsendern.

Apropos: Kurz vor der Jahrtausendwende gab es bekanntlich die eindrucksvolle Sonnenfinsternis am 11. August. Bereits 1996 Anlass für die aus o.g. Medien bekannt gewordene Astrologin Elisabeth Tessier, sowohl vor der Finsternis, als auch vor in diesem Zeitraum stattfindende Planetenstellungen zu warnen. Immerhin: Mars, Saturn und Uranus üben ihren Einfluss auf die sich verfinsternde Sonne aus - ein Hinweis auf einen verheerenden Luftangriff. Wo und wer, das sagte Tessier lieber nicht. Da ständig irgendwo irgendwer irgend jemanden bombardiert, ist die Aussage recht schwammig. Uranus scheint sowieso für Astrologen so eine Art Feindbild Nr.1 zu sein, zusammen mit Neptun ist er auch für die zweite Warnung der Tessier verantwortlich: 1999 gibt es (ebenfalls irgendwo) einen Blitzkrieg unter Einsatz chemischer oder biologischer Waffen. Und schliesslich als dritte Gefahr das Lieblingskind aller Apokalyptiker: Ein Himmelskörper könnte die Erde treffen und alles Leben vernichten.

Spötter bezweifelten, ob die schwammigen Aussagen der Tessier tatsächlich von der Tessier stammten oder nicht doch von ihrem haarigen Assistenten (im Bild rechts), Bildquelle: lichtnetz

Tessier, Elisabeth (lichtnetz)

Doch das Jahr 2000 wurde schon früher in puncto Weltuntergang favorisiert. Überliefert ist etwa die Berechnung des englischen Bischofs Hugh Latimer, der im Jahr 1552 wieder auf die mehrfach hier erwähnten 6000 Jahren Weltgeschichte zurückgriff. Seine Auffassung nach waren zu diesem Zeitpunkt bereits 5552 Jahre verstrichen, fehlen also noch 448 Jahre bis zur Erfüllung der Offenbarungen des Johannes.

Als das Buch „Observations upon the Daniel and the Apocalypse of St. John“ im Jahr 1643 erschien, war sein Autor Sir Isaac Newton bereits verstorben. Er hatte die posthume Veröffentlichung testamentarisch verfügt, auch nach seinen Berechnungen wäre im Jahr 2000 Schluss gewesen. Es wird vermutet, dass Newton die Ergebnisse unter Verschluss hielt, um seine eigene Glaubwürdigkeit nicht aufs Spiel zu setzen.

Zu den Propheten des Untergangs 2000 wird auch Edgar Cayce (1877-1945) gerechnet, der als einer der Vorväter esoterischer Weltanschauung gilt. Nach seiner Auffassung hätten zur Jahrtausendwende schwere Erdbeben grosse Zerstörungen in den USA angerichtet und eine zweite Sintflut alle Anrainer-Staaten des Mittelmeeres unter Wasser gesetzt.

 

Cayce, Edgar 1877-1945 Bild von 1910 (Wikimedia)
Newton Issak (Bodensee Stw)
Latimer, Hugh (Nationalgalerie London)1

Lange vor dem Internet favorisierten diese drei Herren das Jahr 2000 für den Zeitpunkt des Weltenendes. Doch auch Bischof Latimer, Isaac Newton und Edgar Cayce irrten sich gewaltig (Bildquellen: Nationalgalerie London, Bodensee-Sternwarte, wikimedia).

Zum Entsetzen offizieller katholischer Stellen ergriff zum Jahrtausendwechsel der eher unbekannte Pater Stefano Gobbi das Wort. Die Jungfrau Maria habe ihm persönlich die Prophezeiung des bevorstehenden Armageddon überbracht. Radio Vatikan dementierte umgehend...

Uriella (Keystone)

Alle erdenklichen Register eines Untergangs zog Erika Hedwig Bertschinger-Eicke. Sektenbeauftragten ist sie eher geläufig unter dem Pseudonym Uriella, ihre Sekte nennt sich „Fiat Lux“. Zum Jahreswechsel 1999/2000, so Bertschinger-Eicke würde Atlantis aus den Fluten des Bermuda-Dreieckes wieder auftauchen und ausserdem ein Polsprung stattfinden. Damit nicht genug: Ein Asteroid schlägt 2000 in die Nordsee ein, die USA führt einen Atomkrieg gegen China (freilich mit China als Aggressor) und die Russen würden in Europa einmarschieren.

Ob Erika Hedwig Bertschinger-Ecke wirklich wusste, wovon sie sprach, als sie über den Polsprung philosophierte, mag bezweifelt werden. Auch ihre Untergangsahnung war wohl eher was für die Ahnungslosen ihrer Glaubensgemeinschaft (Bildquelle: Keystone).

Weit gefährlicher als Uriellas Prophezeiung, die ausser ihr selbst niemand ernst nahm, waren die Hirngespinste des Monte Kim Miller der „Concerned Christian“. Um den Weltuntergang vorzubereiten, wollte er seine Jünger nach Israel schicken, um dort „heidnische“ Heiligtümer, sprich die Klagemauer, Synagogen und Moscheen, in die Luft zu sprengen. Viele von ihnen, so Miller, hätten dabei die Ehre, als Märtyrer zu sterben. Ein Schicksal, das auch ihm bevorstand. „Wie Jesus“, so der Sektenführer, würden Juden ihn töten, er aber würde wieder auferstehen und in den Himmel aufsteigen. Miller teilte das Schicksal anderer religiöser Führer in dieser Auflistung: Er wurde festgenommen und landete im Gefängnis. Dass seine Mitgefangenen ihn als den Messias anerkannt haben, ist eher unwahrscheinlich.

Jerusalem Klagemauer

Im Fadenkreuz christlicher Extremisten: Die Klagemauer in Jerusalem als wichtigstes jüdisches Heiligtum (Bildquelle: privat).

Ein durchaus mögliches Chaos 2000 ganz anderer Art prophezeite Robert „Bob“ Bemer (1920-2004). Der vor allem durch die Entwicklung des ASCII-Codes bekannt gewordene Computerfachmann befürchtete, dass die mittlerweile weltweit hoch vernetzten Computer in der Nacht vom 31.12.1999 auf den 1.1. 2000 den Datumswechsel nicht verkraften und sämtlich auf das Jahr 1900 zurückschalten würden. Nicht nur für die Wirtschaft hätte dies unberechenbare Folgen. Berechtigte Sorgen machte sich Berner um die atomaren Potentiale der Supermächte und die Sicherheitssysteme von Atomkraftwerken. Große Firmen aktivierten ihre Computerspezialisten und tatsächlich war alles, was in jener Nacht zusammenbrach, das Handy-Netz. Jedoch nicht wegen spinnender Computer, sondern aufgrund der Telefonier-Wut zu Silvester.

Der Astronomie weniger mächtige Zeitgenossen befürchteten im Mai 2000 das endgültige Fiasko. Ein Treffen der Planeten Jupiter, Saturn, Mars, Venus und Saturn hatte sich angekündigt, erschwerend hinzu kam, dass die ganze Bande in Konjunktion zur Sonne stand, von ungeheuren Vulkanausbrüchen war hier die Rede, dem Umkippen der Erdachse infolge der massiv verstärkten Gravitationsauswirkung aller erwähnten Himmelskörper. Allerdings nahm niemand diese Theorie allzu ernst, nicht einmal die Boulevard-Medien. Es muss an dieser Stelle nicht näher ausgeführt werden, dass sich die Anziehungskräfte nur minimal erhöhten und zu keiner Zeit eine Gefahr bestand.

Rom 2000-05-15

Die große Konjunktion im Mai 2000 war zwar bemerkenswert, aber nicht ungewöhnlich. Dennoch bereitete sie manchem Zeitgenossen Kopfzerbrechen.

Da konnte der nächste Kandidat in unserer Abfolge der Weltuntergänge Einem schon richtig leid tun. Der eher berüchtigte als berühmte Prediger Harold Camping verkündete für den 21. Mai 2011 die letzte Schlacht. Nur wahre Christen würden überleben (gemeint war wieder einmal die bibeltreuen Evangelikalen), alle anderen Menschen „unbeschreibliche Qualen“ erleiden. Im Zeitalter der Massenkommunikation setzte Camping alle ihm zur Verfügung stehenden Medien ein, allen voran den weltweit operierenden Sender WYFR Family Radio. Anhänger Hollands verteilten zudem Flugblätter, sie selbst waren häufig gekleidet in T-Shirts mit der Aufschrift „King Jesus Returns“. Durch grössere Städte der USA kurvten Autos mit Werbebannern des Senders Family Radio und dem Hinweis, am 21. Mai wäre „Judgment Day“, denn die „Bibel garantiere es“. Zu allem Übel stellte WYFR seine Programme an jenem Tag ein, um sich auf den Weltuntergang vorzubereiten. Holland hatte seine eigenen Berechnungen und das verheerende Erdbeben in Haiti zur Grundlage der Vorhersage gemacht. Um 18 Uhr jeweiliger Ortszeit würden schwere Erdbeben die Rückkehr Jesu und den vorangehenden Untergang der Welt quasi einläuten. Der Prediger, dem bereits 1994 ein prophezeiter Weltuntergang durch die Realität vermasselt wurde, beeilte sich am Folgetag zu verkünden, Jesus hätte „nur“ sein Urteil über die Menschheit gefällt, der Untergang käme noch. Holland, seit diesem Reinfall nur noch ein Gespött der US-Presse, versuchte für den 21. Oktober 2011 erneut sein Glück. Allerdings nahm ihn nun keiner mehr ernst.

Camping, Harld (AP, DAPD, Deutsche Welle TV)

Harold Camping wurde zum Gespött der US-Medien... (Bildquelle: Deutsche Welle TV)

Family Radio Hörerin (AFP)

...vielen seiner Anhänger und Family-Radio Aktivisten erging es nicht anders (Bildquelle: AFP).

 

Wesentlich ernster nahmen viele Zeitgenossen das Datum des 21. Dezembers 2012. So ernst, dass sich das ZDF in einer Sondersendung mit Harald Lesch genötigt sah, der Weltuntergangshysterie entgegen zu treten. An diesem Tag endet die sog. „Lange Zählung“ des Kalenders der mittelamerikanischen Maya-Kultur, die im Zeitraum zwischen ca. 250 und 900 uZ in voller Blüte stand, also weitgehend zeitgleich zur europäischen Spätantike und dem beginnenden Mittelalter.

Auf entsprechenden Webseiten liefen esoterisch angehauchte Zeitgenossen Amok. Die Zahl der z.T. Aberwitzigen Interpretationen war Legion. Als dann auch noch ein Tourist über der Kukulkán-Pyramide einen Lichtstrahl fotografierte, geriet die Szene völlig aus dem Häuschen. Leider war nur eine defekte Digitalkamera verantwortlich für das vielfach veröffentlichte Bild.

„Schuld“ an Deinem ganzen Tohuwabohu war die Fehlinterpretation, dass das Ende der „Langen Zählung“ für die Mayakultur gleichzeitig das Ende der Welt bedeuten würde. Doch die Realität ist wesentlich unspektakulärer.

Maya-Kalender Prinzip (wikimedia)

Bildquelle: Wikimedia

Tzolkin (Wordpress)

Bildquelle: Wordpress

In der Tat endete am 21. Dezember 2012 eine der Langen Zählungen des Mayakalenders. Aber mit ihr beginnt eine neue Zählung, ebenso, wie bei den anderen bekannten Kalendarien des altamerikanischen Volkes. Zu nennen ist an erster Stelle der „Haab“ mit 360 Tagen, er umfasste 18 Monate zu je 20 Tagen und diente offensichtlich Verwaltungszwecken. Um die Differenz zum Sonnenjahr auszugleichen, wurden fünf Tage, die sog. „Uayeb“ hinzugefügt. Die Forschung geht davon aus, dass die Schalttage zu religiösen Feierlichkeiten genutzt wurden. Die zwanzig Tage hatten unterschiedliche Namen. Im Gegensatz zu manchen Interpretationen aus esoterischen Kreisen ist hier anzumerken, dass die Bedeutung der Namensgebung keineswegs eindeutig geklärt wurde und häufig durch Vergleiche mit aztekischen und rezenten Bezeichnungen interpretiert wird.

Ein weiterer bedeutender Kalender ist der „Tzolkin“, mit grosser Wahrscheinlichkeit ein Kultkalender. Er besteht aus dreizehn Zahlen, die in Kombination mit den Tagesnamen des Haab gesetzt werden. Daraus ergibt sich (13 Tage x 20) eine Länge von 260 Tagen für den Tzolkin, der parallel zum Haab verlief und auf unendliche Wiederholung angelegt war. Der gängigen Forschungsmeinung zufolge basiert er auf Grundlage die Aussaat und Ernte von Mais als Hauptnahrungsmittel des Mayakultur.

Alle diese Kalendarien folgen einem ewigen Kreislauf und es ist nicht nachvollziehbar, weshalb ausgerechnet die „Lange Zählung“ abrupt enden soll, zumal es keinerlei Hinweise darauf gibt, dass in der Maya-Mythologie so etwas, wie ein Weltuntergang überhaupt existierte. Mutmaßlicher Nullpunkt der im Dezember 2012 endenden Langen Zählung ist nach heutigem Wissen der 11. oder 13. August 3114 vuZ., legt man den gregorianischen Kalender zugrunde, bzw. der 6. oder 9. September 3114 vuZ nach julianischer Zeitrechnung. Die Maya sprachen für diesen Zeitpunkt von der vierten mythologischen Schöpfung und dem Beginn ihrer eigenen Kultur, nirgendwo allerdings von ihrem Ende.

Alle diese Kalendarien folgen einem ewigen Kreislauf und es ist nicht nachvollziehbar, weshalb ausgerechnet die „Lange Zählung“ abrupt enden soll, zumal es keinerlei Hinweise darauf gibt, dass in der Maya-Mythologie so etwas, wie ein Weltuntergang überhaupt existierte. Mutmaßlicher Nullpunkt der im Dezember 2012 endenden Langen Zählung ist nach heutigem Wissen der 11. oder 13. August 3114 vuZ., legt man den gregorianischen Kalender zugrunde, bzw. der 6. oder 9. September 3114 vuZ nach julianischer Zeitrechnung. Die Maya sprachen für diesen Zeitpunkt von der vierten mythologischen Schöpfung und dem Beginn ihrer eigenen Kultur, nirgendwo allerdings von ihrem Ende. Während die vierte Zählung also von 3114 vuZ bis 2012 uZ andauerte, spannte sich die dritte Lange Zählung zwischen 8240 und 3114 vuZ, die zweite entsprach 13366 vuZ bis 8240 vuZ und die erste Zählung von 18492 bis 13366 vuZ. Nach jetzigem Forschungsstand übrigens wurde der amerikanische Kontinent erst um 11500 vuZ durch Menschen besiedelt. Bemerkenswert an der von den Maya entwickelten Langen Zählung ist, dass sie, verzahnt mit den oben genannten Kalendarien in einem Zeitraum von 5126 Jahren, jeden einzelnen Tag exakt und unverwechselbar benennen konnte. Da jedoch Haab und Tzolkin nur verhältnismässig kurze Zeitspannen erfassen konnten, scheint die Lange Zählung zur Erfassung längerer Zeiträume erdacht worden zu sein. Auch dies ein Hinweis, dass man bei den Mayas nicht kurzfristig dachte und auch ein Weltuntergang gar nicht ins ideologische Konzept passte. Gestattet sei auch die zynische Anmerkung, dass die Maya selbst nicht im Jahr 2012 untergingen, was ja das Ende der vierten Zählung nahelegen würde (immerhin fallen Anfang der Maya-Kultur und jener Zählung zusammen). Die Maya verschwanden als eigenständige Kultur bereits im 10. oder 11. nachchristlichen Jahrhundert, als Volksgruppe gibt es sie, auch nach dem 21.12.2012 bis heute in den modernen Staaten Mittelamerikas, die auf dem Territorium der alten Maya existieren (i.e. Südmexiko, Guatemala und Belize).

Es muss an dieser Stelle noch einmal deutlich unterstrichen werden: Ein apokalyptisches Weltbild entspringt europäischen bzw. orientalischen Weltanschauungen und ist den altamerikanischen Kulturen nach heutigem Forschungsstand fremd.

Aber wie dem auch sei - die Existenz dieser Webseite und der menschlichen Zivilisation als Solcher zeigt einmal mehr, dass Untergangsphantasien mit Vorsicht zu genießen sind.